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Forscher wollen ausgestorbenen Tasmanischen Tiger wiederauferstehen lassen

Australische Wissenschaftler haben einen ehrgeizigen Plan: Mithilfe gentechnischer Verfahren wollen sie den ausgestorbenen Tasmanischen Tiger wiederbeleben. Doch andere Forscher sehen das Vorhaben skeptisch.
Forscher wollen ausgestorbenen Tasmanischen Tiger wiederauferstehen lassenQuelle: AFP © TASMANIAN MUSEUM AND ART GALLERY

Der Tasmanische Tiger gilt als eines der bekanntesten Beispiele für Tierarten, die durch den Menschen ausgestorben sind. Das letzte bekannte Exemplar starb 1936 im Zoo von Hobart auf Tasmanien – kurz, nachdem die Spezies unter gesetzlichen Schutz gestellt wurde.

Die Gründe für das Aussterben hängen mit dem Eintreffen der Europäer im 18. Jahrhundert zusammen: Die europäischen Siedler rodeten Wälder und machten bald auch Jagd auf den Tasmanischen Tiger, der auch Beutelwolf genannt wird. Als Fleischfresser stand dieser im Verdacht, Vieh zu reißen, weshalb die tasmanische Regierung 1988 eine Prämie auf den Beutelwolf aussetze. In der Folge begann sich die Population rasch zu dezimieren.

1986 erklärte Tasmanien den Beutelwolf offiziell für ausgestorben. Doch auch danach gab es immer wieder vereinzelt mehr oder weniger überzeugende Berichte über Sichtungen. So lieferte der Tasmanische Tiger weiterhin Stoff für Zeitungsberichte. Doch nun sorgt eine Nachricht aus Melbourne für Aufsehen: Mit Hilfe gentechnischer Verfahren wollen australische Wissenschaftler künstliche lebende Zellen eines Tasmanischen Tigers herstellen und dann in einem Reagenzglas neue Exemplare der ausgestorbenen Art produzieren.

Das Projekt wird von einem Labor der Universität Melbourne, das unter dem Akronym TIGRR bekannt ist, verfolgt, welches bekannt gab, dass es sich mit einer in Dallas ansässigen Genetikfirma namens Colossal Biosciences zusammengetan hat. Die Forscher wollen das Genom des Tieres auf der Grundlage der in den vergangenen Jahren durchgeführten Sequenzierung neu erstellen. Geplant ist, Stammzellen der Schmalfußbeutelmaus, einer lebenden Beuteltierart mit ähnlicher DNA, zu entnehmen. Das Team hofft, mithilfe von Stammzellen und sogenannten "Genscheren", also Gen-Editing-Technologien, den Beutelwolf rekonstruieren zu können. Das Projekt wurde durch eine großzügige Spende von mehreren Millionen Dollar ermöglicht, die die Universität erhielt, nachdem das TIGRR-Team im März seinen Plan erläutert hatte, heißt es in einer Pressemitteilung.

Das TIGRR-Labor will sich auf die Entwicklung von Techniken für die In-vitro-Trächtigkeit von Beuteltieren konzentrieren. Diese Säugetierart zeichnet sich dadurch aus, dass sie winzige, kaum lebensfähige Babys zur Welt bringt, die wochen- oder monatelang in der Bauchhöhle der Mutter wachsen, bevor sie selbstständig werden. Die Trächtigkeit sei demnach vergleichsweise einfach und könnte künstlich nachgebildet werden, so die Hoffnung der Forscher.

Die Forscher sind optimistisch, da die Gendaten des Labors die bisher am vollständigsten seien. Wie Andrew Pask, der die Forschung an der Universität von Melbourne leitet, gegenüber dem Guardian erklärte, sei das Ergebnis ein "vollständiger Plan zum Bau eines Beutelwolfs". Pask betonte:

"Ich glaube, dass wir in zehn Jahren unser erstes lebendes Beutelwolfbaby bekommen könnten."

Andere Wissenschaftler reagierten jedoch eher mit Skepsis auf die Ankündigung aus Melbourne: So bezeichnete Jeremy Austin vom Australian Centre for Ancient DNA gegenüber dem Sydney Morning Herald die "Wiederauferstehung" der ausgestorbenen Tiere als "Science Fiction". Seiner Meinung nach gehe es bei dem Projekt "mehr um Medienaufmerksamkeit für die Wissenschaftler und weniger darum, ernsthafte Wissenschaft zu betreiben".

Andere Wissenschaftler halten einen Erfolg des Projekts aus anderen Gründen für unwahrscheinlich: Selbst, wenn es möglich wäre, die Tiere im Labor wiederzubeleben – was bereits fraglich wäre – sei es noch unwahrscheinlicher, Tausende Individuen mit ausreichend großer genetischer Vielfalt zu züchten. Dies wäre jedoch nötig, um eine gesunde Population an Tasmanischen Tigern zu erschaffen.

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